Diskussionsforum Reitfragen und Reitprobleme
Termin:
Jeder dritte Montag im Monat, beginnend mit dem 19. Dezember 2011, 19 – 21 Uhr
Kosten:
Pro Sitzung 15 EUR. Fünfer-Karte 50 EUR.
Achtung: Die erste Sitzung im Dezember für 10 EUR.
Ort:
Veteranenstr. 14 10119 Berlin
(U-Bhf. Rosenthaler Platz, Tram 12 und M1 Haltestelle Zionskirchplatz)
Kontakt:
Marcello Pocai
Tel.: 0170–55 40 748
E-Mail: info@pocai.de
Den Ausgangspunkt der Diskussion bilden konkrete Fragen, die sich in der täglichen Reitpraxis stellen. Oft tauchen bestimmte Probleme immer wieder auf, auch gerade dann, wenn ein Ausbildungsabschnitt erfolgreich abgeschlossen wurde. Allerdings sind die Schwierigkeiten meist schon überformt, das heißt in aller Regel haben die Mittel zur Lösung der Probleme diese verändert. Darüber hinaus werden Grundprobleme als solche häufig nicht erkannt, sei es, dass sie schlicht nicht wahrgenommen werden, sei es, dass das Bewusstsein ihres Stellenwerts nicht vorhanden ist.
Jeder Teilnehmer kann seine ganz individuellen Fragen und Problemlagen ansprechen. Dabei können Videosequenzen und Fotos zu Hilfe genommen werden, aber auch Lehrvideos, an denen sich orientiert worden ist.
In Theorie und Praxis werden die Probleme auf ihre Ursachen zurückgeführt und im Kontext der Hippologischen Tradition entlang folgender Themenbereiche diskutiert:
- Der hippologisch-literarische Kontext: Was haben andere Autoren zu diesem oder einem ähnlichen Problem gesagt?
- Der gymnastische Kontext: „Jedes reiterliche Problem hat eine körperliche Ursache.“ Kenntnis der Anatomie und Morphologie des Pferdes und Pferdebeurteilung.
- Der reiterliche Kontext: Welchen Ausbildungsstand haben Reiter und Pferd, und wie steht es mit der eigenen Einschätzung? Welche Reitweise wird praktiziert?
- Der psychosoziale Kontext: Umgang mit dem Herdenwesen Pferd und dessen Haltung.
- Der voluntative Kontext: Welcher Dominanzbegriff hat das Pferd geprägt?
- Der individuelle lebensgeschichtliche Kontext: Was hat das Pferd schon (mit und ohne seinen Besitzer und Reiter) hinter sich, und was hat es noch vor sich?
- Das aktuelle Problem und seine Situierung in die jeweiligen Kontexte: Welcher Kontext ist der maßgebliche?
Die Veranstaltung möchte einen Beitrag zu dem leisten, was man heutzutage reelles Reiten nennen könnte. Damit ist ein Perspektivwechsel angezeigt, der 1983 in Reiten, Reiter, Reiterei von Sadko Solinski in der Reflexion auf das Freizeitreiten programmatisch formuliert worden ist.
Die Grundfrage lautet:
Wie können wir die Perspektive des Pferdes einnehmen? Wie kann das Pferd das, was wir Reiter von ihm wollen, auffassen? Und woran können wir ablesen, was das Pferd von der Reiterei hält?
Sofern ein Interesse an diesen Fragen besteht, ist eine Reflexion auf unsere Haltung und Einstellung dem Pferd gegenüber vonnöten. Als dafür allgemein hinderlich erweisen sich unsere meist unbewussten emotionalen Ansprüche, die das Tier einschränken. Der Ausweg der Sportreiterei, den Umgang mit dem Pferd als ein primär nicht-soziales Miteinander aufzufassen, ist eine unzulässige Abkürzung mit vielen Verlusten und keine brauchbare Alternative. Dabei macht sich die Sportreiterei den Teamwork-Gedanken zunutze und weist auch dem Reiter nur eine Rolle zu, die dieser mit Training, Turniervorbereitung und -vorstellung des Tieres zu erfüllen hat.
Jede Sitzung richtet sich nach den von den Teilnehmern zur Sprache gebrachten Problemen. In den nachfolgenden Sitzungen werden die Beantwortung der Fragen, die Diskussion der Probleme und die Vorstellung von Lösungsstrategien immer differenzierter ausfallen.
Für alle Fälle steht pro Sitzung ein Textstück zur Verfügung, und zwar aus den beiden titelgebenden Büchern
Alexis l ‘Hotte, Questions Équestres, 1895 (=Übers. Berthold Schirg, Reitfragen, Hildesheim 1977)
und
Gregor von Romaszkan, Reitprobleme, 1967
sowie aus
Michel Henriquet, 30 Jahre Aufzeichnungen und Briefwechsel mit Maítre Nuno Oliveira, Hildesheim 2005.
